Die Stadtheide

Das Gebiet der Stadtheide ist erstmalig 1523 in einem Vergleich zwischen dem Benediktinerkloster Abdinghof und den Rittern Gebrüder von Stapel erwähnt. In dem Vergleich wird das Gelände als „Duwenlau“ bezeichnet (später im 19. Jh. Dubbeloh), was unfruchtbares Gelände bedeutet.

Bis Ende des 18. Jh. war das Gebiet Weideland der Königstrasser Bauernschaft. Gegen Ende des 18. Jh. wurde dort zusätzlich zur Verbesserung der städtischen Finanzlage nach Torf gegraben.

Etwa um 1865 teilte man das damalig Weidegebiet auf da, man das „Huderecht“ abgeschafft hatte und fing mit der Besiedelung des Gebietes an. Die ersten Bewohner kamen aus den Nachbargemeinden, wie Neuhaus oder Hövelhof, aber auch aus der Kernstadt Paderborns.

Das erste Haus hat laut Chroniken „auf dem Behrenteiche“ gestanden. Da das Gebiet einen hohen Grundwasserspiegel hat, konnten die Häuser nicht mit Keller gebaut werden. Trotzdem war das Interesse an dem neuen Baugebiet groß und die Bautätigkeiten nahmen zu. Um die Jahrhundertwende lebten im Gebiet der damaligen Stadtheide, d. h. zwischen Rotheweg, Dörener Weg, Fischteiche und Diebesweg, etwa tausend Einwohner.

1841 entstand das Inselbad bei der Ottilienquelle, wodurch Paderborn kurzzeitig einen Ruf als Heilbad erlangte. Bis 1965 wurde dort noch das Wasser der Quelle als Mineralwasser abgefüllt.

Wo heute die Tennisanlagen bei den Fischteichen sind, befanden sich damals Schießstände und ein Exerzierplatz, die man 1890 anlegte.

Von 1892 bis 1894 wurden durch Bürgermeister Frankenberg (†1894) die Fischteiche und das Wäldchen an der heutigen Dubelohstraße zur Erholung der „Bürgerschaft“, angelegt.

Einen entscheidenden Einfluss auf die Stadtheide hat auch die Eisenbahn. Der Eisenbahnverbindung nach Bad Lippspringe (1905/1906) folgte 1911 noch eine Straßenbahn (bis 1959). Als Übergang über die Bahnstrecke baute man die „Hohe Brücke“ zwischen heutiger Nordstraße und Dr.-Rörig-Damm, die nun die Stadtheide mit der Innenstadt verband. 1913 wurde dann das Wagenwerk an der Hermann-Kirchhoff-Straße eingeweiht. Durch die so entstandenen neuen Arbeitsplätze stieg die Einwohnerzahl der Stadtheide erneut und die Siedlungsdichte nahm zu.

Als 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach kam der bis dahin positive Aufschwung der Stadtheide zum Erliegen. Viele der männlichen Einwohner mussten in den Krieg ziehen und verloren ihr Leben. Die Versorgung der Bevölkerung wurde mit der Dauer des Krieges immer schlechter. Aber auch nach dem Ende des Krieges 1918 trat keine Normalisierung und Besserung ein. Neue Unannehmlichkeiten kamen auf die Bevölkerung zu. Raubende und plündernde Banden suchten gerade die Stadtheide heim, die in vielen Teilen noch sehr ländlich geprägt war. Da ein Jahr nach Kriegsende das Plündern immer noch kein Ende genommen hatte und die Diebe immer dreister wurden, beschloss man, sich selbst zu helfen. Die Stadt konnte aus Personalmangel keinen Polizeischutz gewährleisten und so beschloss man eine Bürgerwehr in der Stadtheide zu gründen. Nachdem die Bürgerwehr nun für Recht und Ordnung sorgte, hörten die Plünderungen auf und die Bewohner der Stadtheide konnten wieder ruhig schlafen. Aus dieser Bürgerwehr ist dann später die Stadtheide-Vereinigung entstanden.

Nach dem 2. Weltkrieg änderte sich das äußere Bild der Stadtheide vollkommen. Zwar waren die Bevölkerungszahlen und Bebauung stetig gestiegen, der Charakter der „alten Heide“ war jedoch geblieben. Es gab immer noch große Parzellen landwirtschaftlich genutzter Flächen sowie Wiesen-, Weideflächen, kleine Wälder und Buschgehölze. Dazu kam der alte Exerzierplatz, der sich im Besitz der Bundesrepublik befand. Nach dem Krieg setzte eine verstärkte Bautätigkeit ein und die Stadt erwarb den Exerzierplatz, teilte ihn in kleine Parzellen ein und vergab sie als Bauland. So entstand ein großes zusammenhängendes Wohngebiet mit unterschiedlicher Bebauung (Hochhäuser, Reihenhäuser, Eigenheime). Durch die stark ansteigende Bevölkerungszahl wurde das Gebiet nun auch für Handelsketten interessant. So entstanden – allerdings auf Kosten der Kleingeschäfte – Supermärkte und Filialen von Gesellschaften, die die Versorgung der Bewohner sicherstellten und die Stadtheide von der Innenstadt unabhängig machten.